Panyu, China, 2023

Im südchinesichen Distrikt Panyu entstanden in den letzten Jahrzehnten hochverdichtete Stadträume, während die traditionelle, vom Perflussdelta geprägte Kulturlandschaft zunehmend für Bebauung und Erschließung verbraucht wurde. Mit dem Ziel, eine hochwertige Freiraumentwicklung in den Urbanisierungsprozess zu integrieren und Panyu so zu einem Leuchtturmdistrikt ökologischer Stadtentwicklung zu machen, wurde ein Konzept für ein System grüner Infrastruktur entwickelt.

Panyu, ein Distrikt der Metropole Guangzhou, liegt in Südchina im Delta des Perlflusses. Der Hauptfluss und seine Nebenarme ließen, zusammen mit dem menschlichen Wirtschaften und Gestalten, ein Landschaftsmosaik entstehen, das durch ein Wechselspiel von Wasser und Land, von Dörfern, Deichen, Kanälen, Teichen und Hügeln geprägt wird. In dieser Polderlandschaft hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein charakteristisches System von Siedlungen, Wasserläufen und kultivierten Flächen herausgebildet. Mit den Maulbeer-Fisch-Teichen existieren hier einzigartige agrarische Strukturen, die in einem zirkulären Prinzip bewirtschaftet werden.

Schon immer war die Landschaft von Panyu eine dynamische Landschaft, im Zusammenwirken von Mensch und Natur hat sie sich stetig verändert. In den letzten Jahrzehnten entstanden zudem hochverdichtete Siedlungskerne, die von periurbanen Strukturen des Wohnens und Gewerbes sowie großen Verkehrsadern umschlossen werden. Im Zuge der rasanten Urbanisierung werden jedoch immer mehr Flächen der traditionellen Kulturlandschaft für Bebauung und Erschließung geopfert. In den urbanen Kernen fehlt es an Freiräumen. Zugleich lässt sich ein massiver Verlust an Böden und Biodiversität sowie ein Rückgang der Wasserqualität feststellen. Die regionalen Auswirkungen des Klimawandels tun das übrige, um das sensible System der Deltalandschaft unter Druck zu setzen.

Mit dem Ziel, den Erhalt und die Weiterentwicklung der Elemente von Natur und Landschaft fest in den Urbanisierungsprozess zu integrieren und Panyu so zu einem Leuchtturmdistrikt ökologischer Stadtentwicklung zu machen, wurde ein umfassendes System grüner Infrastruktur entwickelt.

Das Konzept für eine Grüne Infrastruktur in Panyu umfasst den gesamten Distrikt von über 500 Quadratkilometern. Es besteht aus flächigen Komponenten und linearen Verbindungen, die es quantitativ und qualitativ zu entwickeln gilt. Dazu wurden Flächen und Landschaftstypen, wie Wald, Parks, Agrarflächen, Fließgewässer und Feuchtgebiete sowie Wegeverbindungen und touristische Orte zu einem Zielnetzwerk verknüpft. Grün-blaue Korridore bilden dessen Grundgerüst und nehmen sowohl wichtige naturräumliche als auch verkehrliche Funktionen auf. Da durch die zunehmende Verdichtung für immer mehr Funktionen immer weniger Freiraum zur Verfügung steht, wurde, wo sinnvoll und möglich, die multifunktionale Nutzung besonders gefördert. 

Entwickelt wurden neben dem Zielkonzept weitere Planungs-und Kontrollinstrumente. Prinzipien und Leitlinien definieren die Zielqualitäten für die Typologien innerhalb des Netzwerkes. Auch wurde in enger Abstimmung mit dem Aufraggeber ein Indikatorsystem zum Monitoring der urbaneren Freiräume entwickelt, mit dem sich der Umsetzungsstand des Konzeptes künftig überwachen lässt. Ein Maßnahmenplan priorisierte künftige Realisierungsschritte, auch entstanden für besondere Knotenpunkte detaillierte Umsetzungskonzepte.

Planung: 2023

Bau eines durchgängigen und attraktiven Radwegs entlang des Flussufers

Leitlinien zur Gestaltung urbaner grüner Korridore